“Ich bekomme zu wenige Bewerbungen!”, “Auf welchen Jobbörsen kann ich meine Stellenanzeige noch posten?”, “Gibt es irgendwelche geheimen Portale?”. Mit diesen Fragen komme ich häufiger in Kontakt und nein, es gibt keine geheimen Portale auf denen die Bewerber*in nur auf Ihre Stelle warten. Aber woran liegt es dann, dass die Stellenanzeige nicht genügend Bewerbungen produziert? Dafür gibt es eine einfache Formel: ¼ macht die Stellenanzeige aus, ¼ das Bewerbungsformular, ¼ das Image Ihres Unternehmens und ¼ die Jobbörse.
Erstes Viertel: Die Stellenanzeige ist wie ein Produkt, das seine Konsumenten begeistern muss.
Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen neuen tollen Fernseher kaufen. Sie können einen Fernseher von Unternehmen A oder Unternehmen B wählen. Unternehmen A gibt Ihnen eine extrem lange Bedienungsanleitung, die nur mit Text gefüllt ist; Unternehmen B gibt Ihnen einen Flyer mit Bildern und den Highlights ihres Fernsehers. Für welches Produkt würden Sie sich entscheiden?
Ähnlich verhält es sich mit der Stellenanzeige. Leider schreiben viel zu viele Unternehmen ihre Stellenanzeigen wie Anleitungen. Es gibt Überschriften, die keinen Sinn ergeben, es werden lange komplizierte Sätze geschrieben, es wird jedes Detail in die Stellenanzeige aufgenommen, es wird versucht zu erklären - nicht zu verkaufen, es gibt wenig Greifbares wie Bilder, Videos oder Fakten und die wichtigen Punkte sind schwierig zu finden, dass zu viele Informationen gibt.
Was heißt das für die Stellenanzeige? Es gibt Standards, die für die Stellenanzeige eingehalten werden sollten:
- Echte Bilder - keine Stockfotos
- Stellentitel nach denen Kandidaten suchen und bitte keine kreativen Titel
- Einen „Über Uns“-Text mit Zahlen und Fakten
- Aufgaben und Profil in 4-5 Bulletpoints
- Benefits konkret beschreiben
- Video oder Karte einbinden
Zweites Viertel: Das Bewerbungsformular sollte schnell auszufüllen sein, aber Ihnen trotzdem alle Informationen geben, die Sie für eine gute Entscheidung brauchen.
Der nächste Punkt, der Bewerber*innen von einer Bewerbung abschrecken kann, ist Ihr Bewerbungsformular. Vor allem durch folgende Fragen wird das Bewerbungsformular zum Bewerbungskiller:
- „Bitte beschreibe Sie uns ausführlich, warum Sie bei uns arbeiten wollen.“
- „Bitte begründen Sie im Detail, warum wir gerade Sie einstellen sollten.“
- „Tragen Sie bitte alle Daten, die wir im Lebenslauf finden, nochmal in die folgenden Felder ein“.
Stellen Sie sich vor, Sie sind eine talentierte Bewerber*in und wollen einen neuen Job als Bürokauffrau finden. Sie wollen schnell einen neuen Job, deshalb bewerben Sie sich natürlich bei mehreren Unternehmen. Jede Bewerber*in bewirbt sich im Schnitt bei mindestens 25 Unternehmen. Das kostet Zeit; sehr viel Zeit. Unternehmen, die langen Bewerbungsformulare oder Sonderanforderungen haben, werden deshalb von Bewerber*innen direkt übersprungen.
Springen wir zurück auf das Beispiel vom Kauf eines Fernsehers. Wenn jeder Kunde, der sich für einen Fernseher von Unternehmen A interessiert, erst einmal ausführlich begründen müsste, warum er sich für den Fernseher interessiert und warum es gerade ein Produkt von dem Unternehmen A sein sollte, wäre jedem schnell klar, warum der Kunde zum Unternehmen B geht.
Jede Personaler*in sollte sich im Klaren sein, warum Sie Fragen auf dem Bewerbungsformular stellt. Nämlich um beim Bewerbungseingang schon herauszufinden, ob eine Bewerbung für den Job geeignet ist oder nicht. Fragen, wie die oben genannten, sind mit einem Anschreiben vergleichbar und wir wissen laut Kanning, Bude & Hülskötter (2018), dass das Anschreiben eine sehr schlechter Indikator dafür ist, ob eine Bewerber*in gut ist.
Deshalb schlagen wir vor, wirkliche K.-o.-Kriterien oder Expertenwissen auf dem Bewerbungsformular abzufragen. Eine Buchhalter*in könnte man zum Beispiel fragen: Was ist der Unterschied zwischen SKR03 und SKR04?
Natürlich könnte man die Lösung googeln, aber Sie werden erstaunt sein, wie selten dies geschieht. Wenn die Antwort doch gegoogelt wird, sieht man es schnell und man weiß, die Bewerber*in kann sich schnell neues Wissen aneignen.
Wenn man trotz alledem wissen will, warum die Person sich bewirbt, sollte man den Bewerber*innen auch die Chance geben, kurz zu antworten. Die Frage könnte also lauten: Bitte nenne uns 2-3 Punkte, warum du bei uns arbeiten möchtest (Bulletpoints sind auch ok).
Drittes Viertel: Es zählen die inneren Werte. Arbeiten die Leute gerne bei Ihnen?
Die Stellenanzeige ist spitze, das Bewerbungsformular sieht auch gut aus und trotzdem bewirbt sich keine*r?
Dann könnte es sein, dass die Leute den Wolf im Schafspelz sehen. Egal wie schön das Unternehmen nach Außen wirkt, wenn Ihre jetzigen Mitarbeiter*innen nicht zufrieden sind und es interne Problem gibt, werden diese heute sehr schnell öffentlich. Durch Plattformen wie Kununu und Informationen von derzeitigen oder ehemaligen Beschäftigten, kann sich jede Bewerber*in schnell ein Bild machen.
Würden Sie den Fernseher kaufen, der eine 2-Sterne-Bewertung auf Amazon hat, wenn es dasselbe Produkt von einer anderen Firma mit 5 Sternen und Prime gibt? Deshalb sollten Sie als Erstes darauf achten, dass Ihre jetzigen Mitarbeiter*innen sich in Ihrem Unternehmen wohlfühlen und bei schlechten Bewertungen Portale wie Kununu aktiv managen.
Viertes Viertel: Die Jobbörse funktioniert nicht. Wer billig kauft, kauft zweimal.
Es wäre schön, wenn man kostenlos die besten Bewerbungen erhalten würde und am besten noch in Hülle und Fülle, damit man eine gute Auswahl hat. Leider ist dem nicht so und man muss damit rechnen ca. 500 € für eine Blue-Collar und ca. 1.500 € für eine White-Collar Stelle ausgeben zu müssen, um Bewerbungen zu erhalten. Diese Zahlen gelten für Deutschland.
Fazit
Damit Sie wirklich Bewerbungen erhalten, müssen Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben. Folgende vier Dinge müssen stimmen: die Stellenanzeige, das Bewerbungsformular, die Stimmung im Unternehmen und die Jobbörsenauswahl.